
Gewaltfreien Kommunikation: Beobachtung
Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Marshall B. Rosenberg ist ein Kommunikationsansatz, der darauf abzielt, empathische und respektvolle Dialoge zu fördern. Ein wesentlicher Bestandteil der GFK ist die Beobachtung, bei der du lernst, Ereignisse und Verhaltensweisen klar und objektiv wahrzunehmen, ohne sie zu bewerten oder zu interpretieren.
Im Alltag kommt es vor, dass wir Beobachtungen mit Bewertungen „verwechseln“. Im Gegensatz zu Beobachtungen sind Bewertungen subjektive Interpretationen oder Urteile über das, was wir beobachten. Eine Bewertung beinhaltet oft eine persönliche Meinung oder eine emotionale Reaktion, die die Wahrnehmung verzerrt und die Klarheit der Kommunikation beeinträchtigt. Zum Beispiel ist die Aussage „Du bist immer so unordentlich“ eine Bewertung, während „Ich sehe, dass deine Jacke auf dem Boden liegt“ eine Beobachtung darstellt. Im Folgenden werden dir Übungen vorgestellt, die dir helfen, deine Beobachtungsfähigkeiten zu verbessern.
Übungen zu Beobachtungen
Übung 1: Objektive Beschreibung
Ziel:
Diese Übung hilft dir, zwischen Beobachtung und Bewertung zu unterscheiden und deine Fähigkeit zu schulen, Ereignisse objektiv zu beschreiben.
Durchführung:
- Wähle eine Alltagssituation, die kürzlich passiert ist.
- Schreibe eine objektive Beschreibung der Situation auf, die nur beobachtbare Fakten enthält.
- Überprüfe deine Beschreibung und achte darauf, wertende oder interpretierende Elemente zu entfernen.
- Teile deine Beschreibung mit einer Vertrauensperson und bitte um Feedback, ob deine Darstellung neutral und objektiv ist.
Übung 2: Beobachtung und Interpretation
Ziel:
Diese Übung soll dir helfen zu erkennen, wie oft wir unsere Beobachtungen mit Interpretationen vermischen und wie du diese voneinander trennen kannst.
Durchführung:
- Schreibe eine Liste von Aussagen auf, die Beobachtungen und Interpretationen enthalten.
- Markiere die Teile der Aussagen, die reine Beobachtungen sind, und die Teile, die Interpretationen darstellen.
- Formuliere die interpretativen Teile in neutrale Beobachtungen um.
- Diskutiere deine Ergebnisse mit einem Partner oder einer Gruppe, um ein tieferes Verständnis zu entwickeln.
Übung 3: Beobachtungstagebuch
Ziel:
Diese Übung fördert das tägliche Üben von objektiven Beobachtungen und hilft, sie zur Gewohnheit zu machen.
Durchführung:
- Führe ein Tagebuch, in dem du täglich mindestens drei Beobachtungen notierst.
- Achte darauf, nur Fakten und beobachtbare Verhaltensweisen aufzulisten, ohne Bewertungen oder Interpretationen.
- Reflektiere am Ende der Woche über deine Einträge und prüfe, ob du deine Fähigkeit zur objektiven Beobachtung verbessert hast.
- Besprich deine Erkenntnisse mit einem Freund oder einer Freundin, um zusätzliches Feedback zu erhalten.
Übung 4: Achtsame-Meditation
Ziel:
Diese Übung unterstützt die Fähigkeit, im Moment präsent zu sein und Beobachtungen ohne Bewertung wahrzunehmen.
Durchführung:
- Setze dich an einen ruhigen Ort und schließe die Augen.
- Konzentriere dich auf deine Atmung und beobachte deine Gedanken und Gefühle, ohne sie zu bewerten.
- Nimm dir 10-15 Minuten Zeit, um diese Übung täglich zu praktizieren.
- Nach der Meditation notiere deine Beobachtungen und achte darauf, wertfreie und objektive Beschreibungen zu verwenden.